Mit sozialem Unternehmertum Menschenleben retten

Menschen im Libanon fehlt Wissen im Bereich Erste Hilfe, Jugendlichen in Kenia eine Zukunftsperspektive und Bewohner:innen in Nischyn, Ukraine, fehlt der Zugang zu psychosozialer Betreuung. REDpreneur schafft Abhilfe mit sozialem Unternehmertum.


Was mache ich, wenn jemand auf der Straße kollabiert? Wie verbinde ich eine Schnittwunde am Finger richtig? Wie helfe im jemandem, der einen Sonnenstich hat?

Im Libanon können viele Menschen diese Fragen nicht beantworten. Deswegen werden sie erst gar nicht zu Ersthelferinnen und Ersthelfern, da ihnen das nötige Wissen oder die notwendigen Fähigkeiten fehlen. Besonders diese kleinen Notfälle belasten deshalb das Libanesische Rote Kreuz (LRC) sehr. Im schlimmsten Fall führt dieser Mangel an Wissen im Bereich Erste Hilfe auch zu Todesopfern.

Farah Soubra vom Libanesischen Roten Kreuz hatte die rettende Idee. Sie bietet Erste-Hilfe-Schulungen an Schulen, Universitäten und in Unternehmen an. So vermittelt sie Kenntnisse und Fähigkeiten, die Leben retten können, und zwar auf eine finanziell nachhaltige Art - als Sozialunternehmen. Gefördert wird ihr Projekt durch REDpreneur.

Soziales Unternehmertum

REDpreneur ist eine globale Akademie für Social Entrepreneurship, die sowohl online als auch in hybrider Form Trainings, Mentoring und Vernetzung anbietet. Die Teilnehmer:innen sind Freiwillige und Mitarbeiter:innen von Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, lokalen NGOs oder Social Entrepreneurs. Gefördert wird das Projekt von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA), der Erste Stiftung und weiteren Rotkreuz-Partner:innen.

Von REDpreneur profitieren nicht nur die Menschen im Libanon, die lebensrettende Maßnahmen erlernen, sondern zum Beispiel auch Farah selbst. "Durch REDpreneuer konnte ich mir wirtschaftliches Wissen aneignen. So konnte ich zahlreiche Menschen erreichen."

Anfang 2024 schloss REDpreneur einen 2023 begonnenen Trainingszyklus mit einer Master Class (der zweiten Stufe des Programms) mit 33 Teilnehmenden aus 12 verschiedenen Ländern ab. Im Herbst 2024 startete der nächste Trainingszyklus, in dem 27 Teilnehmende aus 20 verschiedenen Ländern die Training Academy (die erste Stufe des Programms) absolvierten.

Raus aus der Jugendarbeitslosigkeit

3.700 Kilometer südlich des Libanon liegt Kenia. Die Jugendarbeitslosigkeit in dem ostafrikanischen Land stellt eine große Herausforderung dar. Schätzungen zufolge sind 67 % der 15- bis 34-jährigen Kenianer:innen arbeitslos. Sie kämpfen um ihr finanzielles Überleben.

Durch seine beiden "Innovation Labs" stellt das Projekt IOMe254 des Kenianischen Roten Kreuzes (KRCS) Ressourcen zur Förderung von Jugendlichen bereit, um sie aus der Arbeitslosigkeit herauszuholen. Priyanka Patel, Managerin des Projekts, berichtet: "Wir unterstützen Jugendliche dabei, ihre Geschäftsideen zu einem Prototyp zu entwickeln, aus dem dann ein Unternehmen erwächst. So werden nicht nur die jungen Menschen, sondern auch ihre Gemeinden wirtschaftlich gestärkt."

Stärkung der Gesellschaft mitten in Europa

REDpreneur unterstützt auch in Europa lebensrettende Projekte. So gibt es nicht nur die Master Class für globale Unternehmen, sondern auch eine Master Class, die sich gezielt an Teilnehmer:innen aus der Ukraine richtet. Im Zuge eines Assessments wurde dort ein enormer Bedarf an Business-Schulungen festgestellt. Und so ist REDpreneur.UA, wie das Projekt heißt, entstanden - der Versuch einer lokalen Fokussierung von REDpreneur, der sehr gut aufgenommen wird.

Seit mehr als drei Jahren leiden die Menschen in der Ukraine unter einem fortlaufenden bewaffneten Konflikt. REDpreneur.UA unterstützt mit der Master Class jene Menschen, die direkt von dem Konflikt betroffen sind.

Von REDpreneur profitieren nicht nur Menschen, die ein akutes Problem haben, sondern auch die Programmteilnehmer:innen selbst, indem sie wirtschaftliches Wissen erwerben. So werden Gemeinden auf individueller und gesellschaftlicher Ebene gestärkt und nachhaltig zukunftsfit gemacht.

"Der Mangel an psychosozialer Unterstützung kann zu Gefühlen von Hoffnungslosigkeit und zu psychischen Problemen führen, insbesondere bei Kindern", erklärt Jelizaveta Sajenko. Sie betreut ein Projekt des Ukrainischen Roten Kreuzes, das pychosoziale Unterstützung für Menschen in Nischyn im Norden der Ukraine anbietet. "In unseren Räumlichkeiten stellen wir zugängliche Dienstleistungen im Bereich psychische Gesundheit zur Verfügung. Dank des REDpreneur-Programms können wir einen positiven Einfluss auf unsere Gemeinde ausüben."

Durch REDpreneur hat die Bezirksorganisation zudem eine wirtschaftliche Komponente entwickelt und bietet ihre psychosozialen Dienstleistungen – etwa Kunsttherapie-Sitzungen, mobile Kinoveranstaltungen oder Kinderfeste – teilweise kostenpflichtig und auch in abgelegenen Ortschaften der Gemeinde an. Die daraus entstehenden Einnahmen tragen zur Finanzierung der Angebote bei und sichern deren langfristige Weiterführung.

ZAHLEN 2024